In unserem Kanton bezahlen juristische Personen, also Firmen, im Gegensatz zu Basel-Stadt, eine Kirchensteuer. Der Satz beträgt 0.22 % auf den Gewinn nach Steuern. Ein FDP-Postulat mit dem Ziel darüber zu diskutieren, und später eventuell das Steuer-Obligatorium bei Erreichen einer Mehrheit des Rates zu kippen, wurde jedoch nicht überwiesen: 43 Landräte stimmten dagegen, 37 dafür, bei 2 Enthaltungen. Für uns als EVP-Vertreter wäre beides recht gewesen: Einerseits eine Auslegeordnung über die vielen Dienstleistungen, die die Landeskirchen u.a. dank der Steuereinnahmen der juristischen Personen anbieten können.
Die Büchse der Pandora bleibt geschlossen
Dabei sind weder Konfession noch Mitgliedschaft ausschlaggebend, um z.B. von einer Ehe- und Familienberatung oder im hohen Alter von der Palliativ-Pflege zu profitieren. Andererseits ist das Thema nun vom Tisch und die «Büchse der Pandora» bleibt unter Verschluss, wie ein Votum prägnant lautete. Die Kirchen funktionieren nur dank ihrer Ehrenamtlichen und so können die Dienstleistungen viel kostengünstiger angeboten werden, als wenn sie durch Kanton oder Gemeinden ausgeführt würden. Interessanterweise haben sich praktisch alle SP-Landräte gegen die Überweisung des Vorstosses ausgesprochen; etliche sind oder waren im Kirchenrat oder Pfarramt.
Eine christuszentrierte Kirche
Ein Beispiel aus Deutschland, das zu denken gibt: Wie viele Christen, die aus der Kirche austreten, tat dies auch der kürzlich verstorbene deutsche Journalist und Theologe Egmond Prill. Seiner Meinung nach braucht die Kirche eine neue christuszentrierte Gründung. Auf katholischer Seite wird Missbrauch und Machtgehabe beklagt, auf der evangelischen Seite beanstandete Herr Prill die «Ehe für alle», feministische Bibelübersetzungen oder Klimawandel statt Evangelisierung als Hauptaufgabe der Kirche.
Irene Wolf, Füllinsdorf, Landrätin EVP